Gedenken
&
Erinnern
Emigration

Lisbet (Liesbeth, Liese, Liesel) Auerbach

geb. am 04.12.1900 in Köln
gest. am 16.03.1976 in New York

Mitglied der DGIM 1930 bis 1933

Lisbet Auerbach wurde durch den Beruf ihres Vaters geprägt.1 Der in Solingen-Wald geborene Benjamin Auerbach (24.09.1855–18.11.1940) war Gynäkologe und seit 1885 Leitender Arzt des Israelitischen Asyls für Kranke und Altersschwache in Köln.2 Er war ein Kölner Original, das sich meist zu Fuß durch die Stadt bewegte und jeden duzte.3

Freundin von Lilli Jahn

Lisbet Auerbach studierte in Köln und wurde dort mit der Dissertation „Die Histopathologie der chronischen Encephalitis epidemica“ promoviert.4 Nach der Approbation (1925)5 arbeitete sie zunächst als Assistentin in der Inneren Abteilung des Wenzel-Hancke-Krankenhauses in Breslau unter Erich Frank; sie nahm eine rege Publikationstätigkeit auf, auch „aus der Inneren Abteilung des Israelitischen Asyls in Köln-Ehrenfeld“ heraus.6 1931 kehrte sie nach Köln zurück. Seit dem 15. März 1931 führte sie die Bezeichnung „Fachärztin für Innere Medizin“7 und gründete ihre Praxis in der Brüderstraße 2.8 Befreundet war sie mit der 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordeten Ärztin Lilli Jahn, die von 1924 bis 1926 immer wieder aushilfsweise im Kölner Israelitischen Asyl arbeitete und durch die 2002 erschienene Lebensbeschreibung von Martin Doerry bekannt wurde.9

Emigration

Auerbach erkannte rasch die Gefahren für sie als Jüdin unter dem neuen NS-Regime. Im Sommer 1934 entschloss sie sich zur Emigration. Sie zog zunächst nach London, war unter der Adresse 167 Goldhurst Terrace NW6 gemeldet.10 Am 5. Juni 1934 wurde ihr in Glasgow ein Pass ausgestellt, mit dem sie am 20. Juli 1934 in Southhampton an Bord der „SS Albert Ballin“ ging. Das Schiff brachte sie nach New York.11 Als ihren letzten Wohnsitz in Großbritannien gab sie bei der Einreise in den USA Edinburgh an.12 Auerbach ließ sich in New York nieder (150 W. 87th Street) und beantragte noch im September 1934 die amerikanische Staatsbürgerschaft.13 Diese erhielt sie sechs Jahre später.14 Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits Mitglied der American Medical Association15 und praktizierte in Manhattan.16

Auch ihre Eltern emigrierten nach New York. 1935 verließ Benjamin Auerbach achtzigjährig das Israelitische Asyl, 1939 emigrierte er mit seiner Frau Ida zunächst nach London und 1940 nach New York, wo er noch im selben Jahr starb.

Im Alter von 75 Jahren starb Lisbet Auerbach am 16. März 1976 in New York.17

Am 4. November 2024 wurde auf Veranlassung der DGIM in der Kölner Brüderstraße von dem Künstler Gunter Demnig ein Stolperstein zum Gedenken an Lisbet Auerbach verlegt.


Quellennachweise

Dieses Biogramm findet sich sehr ähnlich auch in: Vina Zielonka/Ralf Forsbach/Hans-Georg Hofer/Ulrich R. Fölsch, Gegen das Vergessen: Jüdische Ärztinnen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin im Porträt, in: Deutsche Medizinische Wochenschrift 147 (2022), S. 1596–1604, S. 1599 f.Vgl. geschichte.charite.de, eingesehen am 30.11.2019; Reichsmedizinalkalender 1931, S. 260.Vgl. Barbara Becker-Jákli, Das jüdische Krankenhaus in Köln. Die Geschichte des Israelitischen Asyls für Kranke und Altersschwache 1869 bis 1945, Köln 2004, S. 374 f.Lisbet Auerbach, Die Histopathologie der chronischen Encephalitis epidemica, Diss. med. Köln 1924.Vgl. Reichsmedizinalkalender 1934, S. 274.Vgl. u.a. Lisbet Auerbach/Béla Klein, Vergleichende Untersuchungen über die Wirksamkeit synthetischer Schilddrüsenpräparate, in: Klinische Wochenschrift 8 (1929), S. 2332–2333; Lisbet Auerbach, Zentrale Störungen nach unblutiger Nervendehnung, in: Deutsche Medizinische Wochenschrift 55 (1929), S. 270–272; vgl. die Literaturliste in: geschichte.charite.de, einges. 30.11.2019. ​​​​​​Vgl. Ärztinnen im Kaiserreich.Vgl. Reichsmedizinalkalender 1933, S. 274.Vgl. Martin Doerry, „Mein verwundetes Herz“. Das Leben der Lilli Jahn 1900–1944, Stuttgart/München 2002, S. 40, S. 348 und Bildteil.Vgl. Yvonne Kapp, Refugee Doctors and Dentists registered with the Medical Department, 1939, 2A.4. Auerbach wird hier unter dem Vornamen „Lise“ geführt.Passenger Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1820–1897. Microfilm Publication M237, 675 rolls. NAI: 6256867. Records of the U.S. Customs Service, Record Group 36. National Archives at Washington, D.C., S. 49.The National Archives and Records Administration; Washington, D.C.; Petitions for Naturalization from the U.S. District Court for the Southern District of New York, 1897–1944; Series: M1972; Roll: 1246, S. 128.The National Archives and Records Administration; Washington, D.C.; Petitions for Naturalization from the U.S. District Court for the Southern District of New York, 1897-1944, Series: M1972, Roll: 1246, Nr. 35667.The National Archives at New York City. Index to Petitions for Naturalization filed in New York City, 1792–1989, Petition Nr. 348616/1940; laufende Nr. 4774910.Vgl. Obituaries, in: Journal of the American Medical Association, 240 (1978), S. 1284.National Archives and Records Administration, Washington, 1940 Census, Enumeration District 31–537, S. 10A.Vgl. geschichte.charite.de, einges. 30.11.2019.

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