Der in Weißrussland geborene Georg Barkan, Sohn des jüdischen Kaufmanns Salomon Barkan und seiner Frau Julie Losinsky, wuchs in Breslau auf.1 Hier legte er 1908 am Johannesgymnasium das Abitur ab. Medizin studierte er in Freiburg, Breslau und München. Dort bestand er 1914 das Staatsexamen und wurde mit Auszeichnung am Physiologischen Institut promoviert.2
Im Ersten Weltkrieg war er als Sanitätsoffizier an der Westfront in Flandern und an der Somme im Einsatz, später an der Fliegerschule des Fliegerhorsts Lechfeld.3
Erfahrungen in München, Frankfurt, Würzburg und Dorpat
1919 kehrte er an das Münchener Physiologische Institut unter Otto Frank zurück, wechselte aber bald an die Würzburger Medizinische Universitätsklinik unter Paul Morawitz. 1923 gelangte er an das Pharmakologische Institut der Frankfurter Universitätsklinik unter Alexander Ellinger und dessen Nachfolger Werner Lipschitz.4 Gemeldet war er unter der Adresse Mylinsstraße 265.5 1927 habilitierte er sich in Pharmakologie und Toxikologie. 1929 folgte er einem Ruf als ordentlicher Professor für Pharmakologie an die Universität Dorpat (Tartu) in Estland, blieb aber Mitglied der Frankfurter Fakultät und galt als „beurlaubt“.6
Die Arbeit als deutscher Professor in Estland war vor dem Hintergrund des estnischen Nationalismus und der deutsch-baltischen Geschichte von Spannungen geprägt. 1937 wurde Barkan entlassen, weil er die estnische Sprache nicht zu erlernen beabsichtigte.7 Er kehrte trotz der Judenverfolgung über die Schweiz für kurze Zeit nach Deutschland zurück.8
Flucht in die USA
Am 29. Oktober 1938 bestieg Barkan mit seiner Ehefrau Charlotte Auguste Milch (1894–1968) und seinem 13-jährigen Sohn Gunther in Bremen die „SS Europa“ und emigrierte nach Boston.9 Boston und einige Kollegen dort kannte er bereits von einer Reise im Jahr 1929.10 Bei seiner Einreise in die USA gab er unter „race“ „Hebrew“ an,11 obwohl er in der Bremer Passagierliste als „evangelisch“ eingetragen worden war. Barkan ließ sich in Brookline in Norfolk County/Massachusetts nieder und arbeitete als Teaching Fellow und Assistant Professor am Biochemischen Institut der Boston University.12
Georg Barkan starb noch vor Kriegsende im Alter von 55 Jahren in Brookline. Er hinterließ ein umfangreiches wissenschaftliches Werk, das sich vor allem mit Fragen des Eisenstoffwechsels sowie der Jodpharmakologie befasste.13 Über 100 Aufsätze stammen von ihm, unter anderem publiziert in „Naunyn-Schmiedebergs Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie“, das er zeitweilig mitherausgab.14