Siegmund Bauchwitz kam als Sohn des jüdischen Kaufmann Salomon Bauchwitz und seiner Frau Florens Löwenstein im knapp 70 Kilometer östlich der Oder gelegenen Schwiebus (Swiebodzin) zur Welt.1
Arzt in Bamberg
1903 wurde Bauchwitz in München promoviert; dort hatte er seit 1899 Medizin studiert.2 Im Dezember 1904 zog er nach Bamberg und bewarb sich dort fünf Jahre später als Erster Leichenschauarzt. Er wurde zunächst als Stellvertreter eingestellt, konnte aber 1911 die Leitung der Bamberger Leichenschau übernehmen.3 Nach zwei Jahren kündigte er die Stelle. Im selben Jahr, am 26. März 1913, heiratete er die 1888 geborene Alice Sofie Ehrlich.4 Wahrscheinlich eröffnete er zu jener Zeit seine Bamberger Arztpraxis. Sicher ist, dass er 1913 Kolonnenarzt einer Sanitätskolonne des Roten Kreuzes wurde.5
Während des Ersten Weltkrieges war Bauchwitz, seit 1900 Arzt der Reserve, von September 1914 bis Kriegsende an der Westfront eingesetzt und nahm unter anderem an den Flandernschlachten sowie der Schlacht an der Somme teil.6 Gegen Ende des Krieges erlitt er eine leichte Schulterverletzung. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.7
Dies half ihm unter der nationalsozialistischen Herrschaft nicht. 1936 wurde ihm die Approbation entzogen. Zum „Krankenbehandler“ degradiert durften ihn nur noch jüdische Patientinnen und Patienten aufsuchen.8
Misshandlungen während der Pogromnacht
In der Nacht zum 10. November 1938 wurde Bauchwitz massiv misshandelt. Nach einem Zeitzeugenbericht der Nachbarin Eva Schapira wurde er aus seinem Haus Hainstraße 7 - dorthin war er Jahre zuvor vom Großen Markt 24 gezogen - gezerrt und „auf der Straße blutig geschlagen, so daß er für einige Zeit seine […] Patienten nicht betreuen konnte.9 Er musste im Landgerichtsgefängnis in „Schutzhaft“ einsitzen, wurde aber bald wieder entlassen.10 Die brutale Verfolgung durch die Nationalsozialisten hielt den Arzt nicht davon ab, 1939 Gemeindevorstand der schon sehr geschwächten Israelitischen Kultusgemeinde in Bamberg zu werden.11 Seine Gemeindefunktion brachte ihn ungewollt in die Position eines Befehlsempfängers. So wurde er von der Gestapo genötigt, „Transportlisten“ mit den Namen zu deportierender Juden zusammenzustellen.12
Tod in Auschwitz
Am 11. September 1942 wurden er und seine Frau Alice selbst mit dem letzten Bamberger Transport II/25 nach Theresienstadt deportiert. Zwei Jahre später, am 28. Oktober 1944 mussten sie den Zug ins Konzentrationslager Auschwitz besteigen. Dort wurden sie ermordet.13 Seit 2008 erinnern zwei „Stolpersteine“ vor der Bamberger Hainstraße 7 an das Ehepaar Bauchwitz.