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Emigration

Eduard Einstoss

geb. am 20.11.1891 in Augsburg
gest. am 09.10.1960 in auf See im Atlantik

Mitglied der DGIM 1931 bis 1938

Eduard (Eward) Eisig Einstoss (Einstoß) wuchs in Augsburg auf.1 Vom Wintersemester 1911/12 bis zum Sommersemester 1916 studierte er Medizin an der Universität München, war freilich im Ersten Weltkrieg zeitweilig in einem Feldlazarett eingesetzt.2 Er war Angehöriger des 2. Bayerischen Infanterie-Regiments.3 1916 wechselte er an die Universität Frankfurt am Main und reichte hier 1917 seine Dissertation ein.4 Im selben Jahr wurde er approbiert.5

Mitarbeiter Géronnes

Am 20. September 1921 heiratete er Karola Leipold und zog mit ihr in die Wiesbadener Taunusstraße 13.6 Er wurde Mitarbeiter des langjährigen DGIM-Geschäftsführers Anton Géronne, der die Innere Abteilung des Wiesbadener Städtischen Krankenhauses leitete.7 Wohl 1926 ließ sich Einstoss als Arzt für Innere Erkrankungen und Röntgenologie in Wiesbaden nieder.8Er zog in die Sonnenberger Straße 4. Zuletzt war er bei der DGIM unter der Adresse Wilhelmstraße 60 gemeldet.

1928 heiratete Eduard Einstoß ein zweites Mal. Die am 13. März 1909 in Frankurt am Main geborene Amely Luise Mina Einstoß geb. Oltmanns wurde die Mutter der am 18. August 1931 geborenen Tochter Jutta.9                           

Flucht über die Niederlande in die USA

Nach dem Entzug der Approbation durch die Nationalsozialisten war er 1937 gezwungen, seine Praxis aufzugeben, und zog nach München in die Nußbaumstraße 8.10 Von dort aus organisierte er seine Flucht, die ihn zunächst in die Niederlande führte. Er lebte eine Zeit lang in Bussum bei Amsterdam.11 Sich der Gefahr eines deutschen Einmarschs in den Niederlanden bewusst, ging er im Frühjahr 1940 gemeinsam mit seiner Ehefrau Amely und seiner Tochter Jutta an Bord des niederländischen Passagierschiffes SS Voendam und erreichte am 27. März 1940 New York. Er ließ sich in Chicago nieder, konnte jedoch aufgrund der amerikanischen Bestimmungen zunächst keine Approbation erhalten. In seinem Einbürgerungsantrag vom Mai 1940 gab er als Beruf „Laborassistent“ an.12

Spezialist für orthopädisches Schuhwerk bei Scholl

Am 27. Juni 1945 erhielt Einstoss die amerikanischer Staatsbürgerschaft und änderte seinen Vornamen in Edward.13 Er war in den USA wohl nicht mehr ärztlich tätig, sondern arbeitete für die Scholl Manufacturing Company, die auf orthopädisches Schuhwerk spezialisiert war.14 Nach 1945 besuchte er wiederholt Deutschland, blieb aber in Chicago wohnhaft.15 Kurz vor seinem 70. Geburtstag starb Einstoss an Bord eines Atlantikdampfers, vermutlich auf dem Weg nach Deutschland.16 Die DGIM initiierte die Verlegung von „Stolpersteinen“ für die Familie Einstoss. Sie wurden am 27. Oktober 2021 in den Bürgersteig vor dem Haus Wilhelmstraße 60 in Wiesbaden eingelassen.  


Quellennachweise

Vgl. Stephan Leibfried/Florian Tennstedt (Hg.), Berufsverbote und Sozialpolitik 1933. Die Auswirkungen der nationalsozialistischen Machtergreifung auf die Krankenkassenverwaltung und die Kassenärzte, Bremen 1982, S. 258; Reichsmedizinalkalender 1931, S. 230, App. 1917.Vgl. Personalstand der Ludwig-Maximilians-Universität München, Winter-Semester 1911/12, München, 1911, S. 68; Personalstand der Ludwig-Maximilians-Universität München, Sommer-Halbjahr 1916, München, 1916, S. 91.Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abteilung IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen, 1914–1918, Vol. 4473, 2. bayerisches Infanterie-Regiment (München), I. Ersatz-Bataillon.Eduard Einstoss (aus dem städtischen Krankenhaus in Augsburg), Ueber Scharlachrezidive, Sonderdruck aus: Jahrbuch für Kinderheilkunde und physische Erziehung, 87 (1917).Vgl. Reichsmedizinalkalender 1931, S. 230.Hessisches Hauptstaatsarchiv, Wiesbaden, Eheregister und Namensverzeichnisse, Bestand 925, lfd. Nr. 2539, Heiratsurkunde 940/1921.Vgl. Eduard Einstoss/Theodor Hirsch, Die Gelenkkrankheiten und ihre Blutkörperchensenkungsreaktion unter der Einwirkung der Wiesbadener Thermalquellen, in: Deutsche Medizinische Wochenschrift, 52 (1926), S. 524–526.Vgl. Reichsmedizinalkalender 1937, S. 367.National Archives and Records Administration,  Washington, DC. Name Index of Jews Whose German Nationality Was Annulled by the Nazi Regime (Berlin Documents Center). Aufzeichnungsgruppe 242. National Archives Collection of Foreign Records Seized. 1675 - 1958. Aufzeichnungsgruppe-ARC-ID: 569; Veröffentlichungsnummer. T355; Rolle: 2, Brüll, Erna – Fränkel, Werner. Auch unter: Ancestry.de - Deutschland, Index von Juden, deren deutsche Staatsbürgerschaft vom Nazi-Regime annulliert wurde, 1935-1944 und Ancestry.de - Deutschland, Index von Juden, deren deutsche Staatsbürgerschaft vom Nazi-Regime annulliert wurde, 1935-1944.National Archives and Records Administration (NARA) Washington. Name Index of Jews Whose German Nationality Was Annulled by the Nazi Regime (Berlin Documents Center), Record Group 242, National Archives Collection of Foreign Records Seized, 1675 – 1958, Record Group ARC ID: 569, Publication Number: T355, Roll: 2.National Archives at Chicago, ARC Title: Illinois, Petitions for Naturalization, 1906–1991, NAI Number: 593882, Record Group Title: Records of District Courts of the United States, 1685–2009, Record Group Number: RG 21, Nr.314348.National Archives at Chicago; Chicago, Illinois; ARC Title: Illinois, Petitions for Naturalization, 1906–1991; NAI Number: 593882; Record Group Title: Records of District Courts of the United States, 1685-2009; Record Group Number: RG 21, Nr. 159827.Illinois, Northern District Naturalization Index, 1840–1950 Nr. 314348.Vgl. Edward Einstoss, Shoe supporting Bandage, in: United States Patent Office, Patent Nr. 2,358,966, 26.9.1944.National Archives at Washington, D.C. Passenger Lists of Vessels Arriving at New York, 1820–1897. Microfilm Publication M237, 675 rolls, NAI: 6256867, Records of the U.S. Customs Service, Record Group 36. Year 1952, Arrival: New York, Microfilm Serial: T715, 1897–1957, Microfilm Roll: Roll 8228, Line: 13, S. 159.New York City Department of Health. Deaths reported in the City of New York, 1961, S. 106.

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