Eduard (Eward) Eisig Einstoss (Einstoß) wuchs in Augsburg auf.1 Vom Wintersemester 1911/12 bis zum Sommersemester 1916 studierte er Medizin an der Universität München, war freilich im Ersten Weltkrieg zeitweilig in einem Feldlazarett eingesetzt.2 Er war Angehöriger des 2. Bayerischen Infanterie-Regiments.3 1916 wechselte er an die Universität Frankfurt am Main und reichte hier 1917 seine Dissertation ein.4 Im selben Jahr wurde er approbiert.5
Mitarbeiter Géronnes
Am 20. September 1921 heiratete er Karola Leipold und zog mit ihr in die Wiesbadener Taunusstraße 13.6 Er wurde Mitarbeiter des langjährigen DGIM-Geschäftsführers Anton Géronne, der die Innere Abteilung des Wiesbadener Städtischen Krankenhauses leitete.7 Wohl 1926 ließ sich Einstoss als Arzt für Innere Erkrankungen und Röntgenologie in Wiesbaden nieder.8Er zog in die Sonnenberger Straße 4. Zuletzt war er bei der DGIM unter der Adresse Wilhelmstraße 60 gemeldet.
1928 heiratete Eduard Einstoß ein zweites Mal. Die am 13. März 1909 in Frankurt am Main geborene Amely Luise Mina Einstoß geb. Oltmanns wurde die Mutter der am 18. August 1931 geborenen Tochter Jutta.9
Flucht über die Niederlande in die USA
Nach dem Entzug der Approbation durch die Nationalsozialisten war er 1937 gezwungen, seine Praxis aufzugeben, und zog nach München in die Nußbaumstraße 8.10 Von dort aus organisierte er seine Flucht, die ihn zunächst in die Niederlande führte. Er lebte eine Zeit lang in Bussum bei Amsterdam.11 Sich der Gefahr eines deutschen Einmarschs in den Niederlanden bewusst, ging er im Frühjahr 1940 gemeinsam mit seiner Ehefrau Amely und seiner Tochter Jutta an Bord des niederländischen Passagierschiffes SS Voendam und erreichte am 27. März 1940 New York. Er ließ sich in Chicago nieder, konnte jedoch aufgrund der amerikanischen Bestimmungen zunächst keine Approbation erhalten. In seinem Einbürgerungsantrag vom Mai 1940 gab er als Beruf „Laborassistent“ an.12
Spezialist für orthopädisches Schuhwerk bei Scholl
Am 27. Juni 1945 erhielt Einstoss die amerikanischer Staatsbürgerschaft und änderte seinen Vornamen in Edward.13 Er war in den USA wohl nicht mehr ärztlich tätig, sondern arbeitete für die Scholl Manufacturing Company, die auf orthopädisches Schuhwerk spezialisiert war.14 Nach 1945 besuchte er wiederholt Deutschland, blieb aber in Chicago wohnhaft.15 Kurz vor seinem 70. Geburtstag starb Einstoss an Bord eines Atlantikdampfers, vermutlich auf dem Weg nach Deutschland.16 Die DGIM initiierte die Verlegung von „Stolpersteinen“ für die Familie Einstoss. Sie wurden am 27. Oktober 2021 in den Bürgersteig vor dem Haus Wilhelmstraße 60 in Wiesbaden eingelassen.