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Emigration

Margot Goldschmidt

geb. am 03.10.1898 in Berlin
gest. am 09.11.1988 in Edinburgh

Mitglied der DGIM 1932 bis 1933

Margot Wilhelmine Kaufmann wurde als Tochter von Emil Georg Kaufmann und seiner Frau Martha geb. Lehmann in Berlin geboren. Sie besuchte das Realgymnasium Augustaschule in Breslau und bestand dort im September 1920 das Abitur. Im April 1921 nahm sie ein Medizinstudium in Freiburg auf. Es folgten Stationen in Heidelberg, Berlin und Bern. Am 7. Dezember 1925 absolvierte sie das Staatsexamen. Nach Abschluss ihrer Volontärassistenzzeit wurde sie 1927 in Freiburg unter Paul Trendelenburg (1884–1931) mit einer Arbeit über den Einfluss des Hypophysenhinterlappens auf den Darm zum Dr. med. promoviert.1 Danach kehrte sie nach Berlin zurück. Dort heiratete sie am 15. Mai 1929 den jüdischen Bankier Erich Norbert Goldschmidt (1883–1931), dessen erste Ehefrau Charlotte Czapski 1925 verstorben war. Sie fand eine Anstellung als Hilfsärztin am Krankenhaus Westend.2

Verfolgung und Emigration

Nach dem Tod ihres Mannes 1931 verließ sie den Wohnsitz in Berlin-Grunewald und zog für zwei Jahre nach Frankfurt am Main, wo sie als Internistin an der Medizinischen Klinik der Universität arbeitete. Nach Berlin zurückgekeht, wohnte und praktizierte sie in der Dahlemer Bitterstraße 7a. Bald wurde Goldschmidt von den Nationalsozialisten als Jüdin verfolgt. Zu den  beruflichen Behinderungen kam die Enteignung eines in Familienbesitz befindlichen Grundstücks in Frankfurt, Kaiserstraße 57. Bald pante Margot Goldschmidt die Emigration. 1935 zog Goldschmidt zunächst noch einmal innerhalbs Berlin um, in die Schmargendorfer Cunostraße 70.3 Noch im selben Jahr floh sie nach Schottland. Gemeinsam mit ihrer verwitweten Mutter und ihrem Sohn Peter Thomas bezog sie das Haus 5 Dalhousie Terrace, Edinburgh.4  

Eigene Praxis in Edinburgh

Am 18. November 1935 meldete sich Goldschmidt sich für das britische medizinsiche Examen an und erwarb ein Lizentiat, das ihr eine neuerliche ärztliche Berufsausübung erlaubte.5 Sie war erfolgreich. 1939 verfügte sie über eine eigene Praxis in 34 Plewlands Gardens, Edinburgh.6 Parallel arbeitete sie über einige Jahre als Anästhesistin an der Royal Infirmary (April–Juni 1941) und am Royal Hospital for Sick Children (April 1943–September 1944).  In diesem Kontext entstand eine Publikation in The Lancet, in der sie zwei Kasuistiken über Komplikationen bei Narkose mit Trichlorethylen vorstellt.7 

Goldschmidt blieb bis zu ihrem Tod 1988 in Edinburgh.8 Sie hatte zwei Brüder, Erich (Eric) Kaufmann (1895–1987), der nach New York emigrierte, und Werner Karl (1899–1909).

Margot Goldschmidt und ihr Ehemann firmieren als Namensgeber der 2011 gegründeten Margot-und-Erich-Goldschmidt-Peter-Rene-Jacobson-Stiftung mit Sitz in Basel. Die Stiftung fördert vor allem Nachwuchswissenschaftler an der Universität Basel, die zur Inneren Medizin forschen.9 


Quellennachweise

Margot Kaufmann, Über die Darmwirkung der Auszüge des Hypophysenhinterlappens, Diss. med. Freiburg i. Br. 1927. – Dieses Biogramm findet sich sehr ähnlich auch in: Vina Zielonka/Ralf Forsbach/Hans-Georg Hofer/Ulrich R. Fölsch, Gegen das Vergessen: Jüdische Ärztinnen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin im Porträt, in: Deutsche Medizinische Wochenschrift 147 (2022), S. 1596–1604, S. 1600.Landesarchiv (LA) Berlin, Personenstandsregister, Heiratsregister, Laufendennummer: 35; Reichs-Medizinal-Kalender 1931, S. 76.Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin 44 (1932) und 45 (1933); Reichs-Medizinal-Kalender 54 (1933), S. 77 und 56 (1935), S. 76; Amtliches Fernsprechbuch für Berlin und Umgebung 1934, S. 342 und 1935/36, S. 354; Hessisches Hauptstaatsarchiv (HHStAW) Frankfurt, Bestand 496/6, Nr. 249/1, 249/2 und 248/1.ETH-Bibliothek Zürich, Schweiz, Hs. 1056:6695, Margot Goldschmidt an Carl Gustav Jung.The Wellcome Trust London, England, Medical and Dental Students Register, Reference: b24389535_i13753708.The National Archives, Kew, London, England, HO 396 WW2 Internees (Aliens) Index Cards 1939–1947, Reference: HO 396/28; Edinburgh Jewish Studies Network, Mapping Jewish Life in Edinburgh: https://jewishstudies.div.ed.ac.uk/projects/exhibition/mapping-jews-in-edinburgh/ (einges. 5.6.2022); Lothian Health Services Archive (LHSA) Edinburgh, LHB1/119/4 (Auskunft per E-Mail durch LHSA Access Officer Louise Neilson, 9.9.2021).Margot Goldschmidt, Two Complications with Trichlorethylene Anaesthesia, in: The Lancet 242 (1943), S. 414.National Records of Scotland, Statutory Registers, Deaths, Reference: 730/795.Nachwuchsförderprogramm der Universität Basel: https://medizin.unibas.ch/de/karriere/nachwuchs/ (einges. 5.6.2022); Stiftung: https://stiftungen.stiftungschweiz.ch/organizations/margot-und-erich-goldschmidt-peter-rene-jacobson-stiftung (einges. 5.6.2022).

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