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Emigration

Joannes Juda Groen

geb. am 18.11.1903 in Amsterdam
gest. am 16.06.1990 in Epe/Gelderland (Niederlande)

Joannes Juda Groen war der Sohn des Diamantschleifers Andries Groen (1875–1956) und seiner Frau Grietje Kool (1879–1943). Er wuchs in Amsterdam auf. Nach seinem Studium (ärztliche Prüfung 1927) und seiner Hinwendung zur Inneren Medizin am Wilhelmina Gasthuis der Medizinischen Fakultät der Universität Amsterdam, an den Krankenhäusern Middlesex und St. Bartholomew in London sowie als Rockefeller Fellow an der Harvard Medical School (Thorndike Memorial) wurde der Internist 1936 zum Chefarzt am Wilhelmina Gasthuis ernannt. Fortan setzte sich Groen für eine ganzheitliche Medizin ein, für die Integration psychologisch-soziologischer Methoden. Neben seinen Aufgaben in der Patientenversorgung und als Hochschullehrer wandte er sich in der Forschung klinisch-chemischen Fragestellungen zu, vor allen Dingen in den Bereichen Diabetes, Stoffwechselerkrankungen und Ernährung.1

Arzt im Untergrund

Während der deutschen Besatzung der Niederlande wurde Groen der Zugang zur Klinik und seinen Forschungseinrichtungen verweigert. Als Jude und Homosexueller verfolgt ging er zeitweilig in den Untergrund und kümmerte sich dort um Kranke und Verletzte.

1945 konnte er wiederum die Leitung des Wilhelmina Gasthuis übernehmen. Hier gründete er eine psychosomatische Forschungsgruppe. Im Jahr 1958 nahm Groen einen Ruf als Professor für Innere Medizin an die Universität Jerusalem an, wo er seine klinische und präklinische Forschung zu den psychosomatischen Ursachen von Krankheiten fortsetzte. 1968 kehrte er in die Niederlande zurück und übernahm eine Professur für Methoden der psychobiologischen Forschung an der Universität Leiden. Nach seiner Pensionierung 1974 war er Mitbegründer der Stiftung für interdisziplinäre Verhaltensforschung (SIGO).

Erinnerung und Appell auf dem Wiesbadener Kongress 1967

Die Entwicklung der Inneren Medizin in Deutschland beobachtete Groen intensiv. Wiederholt nahm er an den Wiesbadener Kongressen teil. Seinen dortigen Vortrag über ein Thema der psychosomatischen Medizin nahm er 1967 zum Anlass, geschichtspolitische Gedanken zu formulieren:

„Es ist gerade 35 Jahre her, seit ich 1932 als junger holländischer Assistenz-Arzt für [sic] das letzte Mal diesem Kongreß der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin beiwohnte. Jetzt kehre ich zum ersten Mal zurück, und zwar aus [sic] meinem jetzigen Arbeitsplatz an der Hebräischen Universität in Jerusalem im neuen Staat Israel. Unter diesen Umständen hat meine Beteiligung an diesem Kongreß nicht nur eine technisch-medizinische Bedeutung; sie hat auch einen persönlichen und symbolischen Aspekt […]. Es kommt mir vor, daß in der Rolle, die wir persönlich gespielt haben, in dem was seit 1933 geschehen ist, wir uns alle seitdem bewußt geworden sind, daß wir unsere Arbeit jetzt nicht mehr fortsetzen, als ob nichts besonderes geschehen wäre. Wir sind uns durch diese Vergangenheit bewußt geworden, daß wir alle jetzt neben unserer medizinischen und wissenschaftlichen Arbeit eine menschliche Aufgabe zu erfüllen haben. Gerade als Ärzte und als Wissenschaftler ist es jetzt unsere Aufgabe, die Ursachen von dem, was geschehen ist, zu erforschen und einer Wiederholung, die nicht nur in Deutschland sich abzuspielen braucht, vorzubeugen. Nur so, scheint es mir, können die Medizin und die Wissenschaft von heute ihre Beiträge zum Wohl und zur Gesundung der ganzen Menschheit liefern.“2


Quellennachweise

Vgl. zur Biographie ausführlich M. J. G. W. van Daal/A. de Knecht-van Eekelen, Joannes Juda Groen (1903–1990), een arts op zoek naar het ware welzijn, Amsterdam 1994. Siehe auch: www.epi.umn.edu, zuletzt einges. 8.1.2020; jjgroensigosite.wordpress.com, zuletzt einges. 8.1.2020.J. J. Groen, Die klinisch-wissenschaftliche Untersuchungsmethodik in der psychosomatischen Medizin, in: Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin 73 (1967), S. 17–27, S. 17.

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