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Wilhelm (William Henry) Levy (Lewy, Sellings)

geb. am 22.02.1880 in Georgensgmünd/Mittelfranken
gest. am 20.02.1962 in Los Angeles

Mitglied der DGIM 1913 bis 1932

Wilhelm Levy (Lewy) war der Sohn einer als patriotisch beschriebenen mittelfränkischen Familie. Sein Vater, der in Kirchplatz/Posen geborene Kaufmann Heinrich Levy (1845-1916), hatte als Teilnehmer des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 die „Kriegsgedenkmünze für Combattanten 1870-71“ erhalten, war Vorsitzender des „Veteranen- und Kampfgenossenvereins“ in Georgensgmünd und sorgte 1890 für die Errichtung eines Kriegerdenkmals in der Stadt. Heinrich Levy war zunächst mit der 1877 verstorbenen Rosalie Seelings verheiratet, in zweiter Ehe mit ihrer 1852 geborenen Schwester Pauline Seeling. Aus der ersten Ehe stammt die Tochter Babette, Wilhelms Halbschwester.1

Seit 1911 in Bad Reichenhall

Nach seinem Medizinstudium war Wilhelm Levy zunächst in Nürnberg tätig. 1911 ließ er sich in der Villa Maria Viktoria in Bad Reichenhall, Ludwigstraße 16 als Arzt für Innere Medizin, Pulmologie und Hals-, Nasen- und Atmungserkrankungen nieder. Im Ersten Weltkrieg stieg er zum Oberarzt der Reserve auf.2

Flucht nach Demütigungen

Nach 1933 sah sich Levy als Jude Repressalien ausgesetzt. So wurde er durch eine vor seinem Grundstück aufgestellte Lautsprecheranlage schikaniert. Den Kurgästen wurde seitens der Pensionsbesitzer die Praxis nicht mehr empfohlen.3 Am 10. August 1936 floh er aus Bad Reichenhall mit seiner Frau Elsa und dem gemeinsamen Sohn zunächst nach Prag.4 Mit dem Passagierschiff „Vulcania“ verließ die Familie am 10. September 1936 von Triest aus Europa. Am 24. September 1936 erreichte sie New York.5 In den USA lebte Wilhelm Levy zunächst in New York, West End Avenue. 1943 nahm er den Namen seiner Frau an und hieß fortan William Henry Sellings, seine Frau Elsa nannte sich fortan Yella Sellings.6

Kurz vor seinem 82. Geburtstag starb Wilhelm Levy am 20. Februar 1962 in Los Angeles/Kalifornien.7

Tod von Mutter und Halbschwester

Levys Mutter starb nach Jahren der Verfolgung – sie lebte seit 1933 in einem Münchener jüdischen Altenheim an der Mathildenstraße, das nach den Pogromen vom 9. November zeitweilig geschlossen wurde – am 13. November 1940 im Alter von 88 Jahren.8 Seine Halbschwester Babette Wittkowsky kam 1943 in Theresienstadt unter nicht näher bekannten Umständen ums Leben.9


Quellennachweise

Gerd Berghofer, Juden in Georgensgmünd, Auflistung in: www.gerd-berghofer.privat.t-online.de, 26.8.2019. Vgl. Gerd Berghofer, Die Anderen. Das fränkische Georgensgmünd und seine Juden vor und während des Dritten Reiches, 2. Aufl. Berlin 2014, S. 84. Vgl. ebd., S. 350 f. die abgedruckten Grundbuchauszüge, die die Lage das Elternhauses von Wilhelm Levys dokumentieren.Einwohner-Meldekartei und Kurliste, Stadtarchiv Bad Reichenhall; vgl. Berghofer, Die Anderen, S. 330.Vgl. Johannes Lang, Geschichte von Bad Reichenhall, Neustadt an der Aisch 2009, S. 757.The National Archives and Records Administration, Washington, D.C., Petitions for Naturalization from the U.S. District Court for the Southern District of New York, 1897–1944, Series: M1972, Roll: 1404.National Archives at Washington, D.C., Passenger Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1820–1897, Microfilm Publication M237, 675 rolls, NAI: 6256867, Records of the U.S. Customs Service, Record Group 36, National Archives at Washington, D.C.The National Archives at St. Louis, St. Louis, Missouri, Record Group Title, Records of the Selective Service System, 1926–1975, Record Group Number 147.State of California Department of Health Services, Center for Health Statistics, California Death Index, 1940–1997, Sacramento, CA, USA.Stadtarchiv München, Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945, Eintrag Lewy, Pauline (www.muenchen.de, 26.8.2019), vgl. Berghofer, Die Anderen, S. 330.Vgl. Berghofer, Die Anderen, S. 330.

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