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Emigration

Gertrud Samson

geb. am 29.08.1891 in Hamburg-Harvestehude
gest. am 30.07.1979 in Westminster

Mitglied der DGIM 1927 bis 1940

Gertrud Clara Samson (1891–1979) kam als Tochter des jüdischen Rechtsanwaltes Dr. jur. Herrmann Jacob Samson und Ehefrau Clara Marie geb. Löwengard in Hamburg zur Welt.1 Dort besuchte sie zunächst das Mädchenrealgymnasium. Nach ihrem Abitur im März 1911, das sie am Realgymnasium des Johanneums ablegte, begann sie ein Medizinstudium in Freiburg. Weitere Stationen waren Heidelberg, Kiel und Berlin. Während des Ersten Weltkriegs, vom Winter 1914 bis März 1916, arbeitete sie als Hilfsassistentin am Krankenhaus und Reservelazarett St. Georg in Hamburg. Anschließend setzte sie ihr Studium in Straßburg fort. Nach ihrem Staatsexamen im April 1917 wurde Samson für zwei Monate Praktikantin am Pathologischen Institut von Johann Georg Mönckeberg (1877–1925). Dort verfasste sie ihre Dissertation und wurde im selben Jahr unter Mönckeberg und Korreferent Erich Meyer (1874–1927) mit einer Kasuistik über die Lymphogranulomatose zum Dr. med. promoviert („summa cum laude“).2

Samson nahm eine Stelle als Assistenzärztin am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg in Hamburg an. 1920 wurde sie als Bezirksärztin für Winterhude (Hamburg) neu zugelassen. Spätestens 1927 ließ sie sich als Ärztin mit Schwerpunkt Innere Medizin in der Sierichstraße 98 in Hamburg nieder.3 1932 siedelte sie in die Hagedornstraße 14 um und arbeitete ab 1933 zusätzlich in einer Privatklinik in der Hagedornstraße mit. Samson war Mitglied im Bund Deutscher Ärztinnen.4

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme arbeitete Samson zunächst weiterhin in der Privatklinik der Hagedornstraße, wo viele jüdische Patienten behandelt wurden. Im Februar 1938 begleitete sie einen der Kindertransporte von Hamburg nach England, bevor sie selbst ein Jahr später, im März 1939, mit ihren Eltern und ihrer Tante nach London emigrierte.5 

In London arbeitete Samson zunächst als Wohlfahrtsangestellte („clerk“) für ein Flüchtlingskomitee im Bloomsbury House. Am 6. Juni 1942 wurde sie als Ärztin registriert und war fortan in verschiedenen Krankenhäusern und Praxen tätig, darunter 40 Neville Court, Abbey Road, London, NW 8.6 Eine eigene Praxis hatte sie nicht mehr. Später setzte sie sich für die „Entschädigung“ von Menschen ein, die von NS-Humanexperimenten betroffen waren.7 Samson blieb unverheiratet und kinderlos. Sie verstarb 1979 im Alter von 87 Jahren in Westminster (London). Ihre vier Geschwister waren zu diesem Zeitpunkt schon lange tot: Anna Wolff (1890–1924), Otto Leopold Samson (1895–1895, als Säugling verstorben), Dr. iur. Rudolf Hermann Samson (1897–1938) und Dr. med. Richard Samson (1900–1943).

Am 3. März 2023 wurde an der Hagedornstraße 14 in Harvestehude auf Initiative der DGIM ein Stolperstein in Erinnerung an Gertrud Samson verlegt. 


Quellennachweise

Staatsarchiv Hamburg, Standesämter, Personenstandsregister, Sterberegister, 1876–1950, Best. 332-5. - Dieses Biogramm beruht in weiten Teilen auf  Vina Zielonka/Ralf Forsbach/Hans-Georg Hofer/Ulrich R. Fölsch, Gegen das Vergessen: Jüdische Ärztinnen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin im Porträt, in: Deutsche Medizinische Wochenschrift 147 (2022), S. 1596-1604, S. 1598 f.Gertrud Samson, Casuistischer Beitrag zur Differentialdiagnose und Aetiologie der Lymphogranulomatose, Diss. med. Straßburg 1917.Vgl. Reichs-Medizinal-Kalender 1926/27, S. 676.Vgl. https://geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00654 und Schlagwortregister der Frauenbiografien - hamburg.deHamburger Frauenbiografien-Datenbank.Vgl. Anna von Villiez, Mit aller Kraft verdrängt. Entrechtung und Verfolgung „nicht arischer“ Ärzte in Hamburg 1933 bis 1945, München/Hamburg 2009 S. 390.The National Archives, Kew, London, England, HO 396 WW2 Internees (Aliens) Index Cards 1939–1947, Reference HO 396/77.Vgl.  Anna von Villiez, Mit aller Kraft verdrängt. Entrechtung und Verfolgung „nicht arischer“ Ärzte in Hamburg 1933 bis 1945, München/Hamburg 2009 S. 390.

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