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Emigration

Rudolf Richard Ehrmann

geb. am 14.02.1879 in Allenstedt bei Hanau
gest. am 21.12.1963 in Berkeley/USA

Mitglied der DGIM 1922 bis 1938

Rudolf Richard Ehrmann wuchs im hessischen Allenstedt bei Hanau auf. Nach seinem Medizinstudium in Berlin, Heidelberg, Kiel, Straßburg und München wurde er 1903 approbiert und in Straßburg promoviert.1 Als Assistenzarzt arbeitete er in Greifswald und Berlin.2 1912 habilitierte er sich in Berlin und erhielt eine Privatdozentur für Innere Medizin. 1915 wurde er zum nicht beamteten außerordentlichen Professor ernannt.3 Im Ersten Weltkrieg war Ehrmann Oberstabsarzt in der Reichswehr.4

Chefarzt in Neukölln

Noch während des Krieges wurde Ehrmann 1917 zum Chefarzt der I. Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses Berlin-Neukölln berufen.5 Zu seinen Patienten zählten in jener Zeit Albert Einstein und der Komponist Fritz Kreisler.6

Flucht über London nach New York

Die Nationalsozialisten setzten Ehrmann im April 1933 als Chefarzt ab.7 Die Venia Legendi wurde ihm am 19. Oktober 1935 aufgrund des „Reichsbürgergesetzes“ entzogen. Ehrmann blieb noch bis Februar 1938 in Berlin, floh dann aber nach London.8 Von hier gelangte er 1939 nach New York, wo er für einige Monate als Dozent am Bellevue Medical Center eine befristete Arbeitsmöglichkeit fand. Von 1940 bis 1942 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Beth Israel Hospital in New York angestellt. 1942 ließ er sich als Internist nieder.9

Einiges Aufsehen erregte er Silvester 1948, als er gemeinsam mit dem Chirurgen Rudolf Nissen und dem Radiologen Gustav Bucky Albert Einstein notfallmäßig behandelte.10 Bucky, Einstein und Ehrmann waren bereits in Berlin freundschaftlich verbunden gewesen.11

Freund Albert Einsteins

Ehrmann wurde Mitglied des „American College of Gastroenterology“ und der „American Medical Association“.12 Nach kurzer Krankheit starb er im Alter von 84 Jahren in einem Krankenhaus in Berkeley/Kalifornien. Er hatte zuletzt an der Berkeley University geforscht.13 Er hinterließ seine Frau Käthe Pollack Ehrmann und einen Sohn Rolf-Helmut.

Der Schwerpunkt von Ehrmanns klinisch-wissenschaftlicher Tätigkeit lag auf der Gastroenterologie.14 An der Charité hielt er zahlreiche Lehrveranstaltungen zu „Erkrankungen der Verdauungsorgane“ ab. Zugleich begleitete er die wachsenden Möglichkeiten der Radiologie und wurde Mitglied der „Deutschen Röntgengesellschaft“.15


Quellennachweise

Vgl. Reichsmedizinalkalender 1933, S. 72; Isidor Fischer, Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre, Bd. I, Berlin u.a. 1932, S. 354; New York Times, 23.12.1963, S. 25.Vgl. Fischer, Biographisches Lexikon I, S. 354.Vgl. Johannes Asen, Gesamtverzeichnis des Lehrkörpers der Universität Berlin I, 1810-1945, Leipzig 1955, S. 42; Festkomitee des Rates der Medizinischen Fakultät zur Vorbereitung der 250-Jahr-Feier der Charité (Hg.), 250 Jahre Charité, Berlin 1960, S. 90.Vgl. Ernst G. Lowenthal, Juden in Preussen. Biographisches Verzeichnis. Ein repräsentativer Querschnitt, Berlin 1981, S. 53.
Vgl. Harro Jenss u.a., 100 Jahre DGVS Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, München 2013, S. 41.Vgl. Anonymus, Rudolf Ehrmann Dies at 84, in: Oakland Tribune, 23.12.1963, S. 12.Vgl. Rudolf Ehrmann, in: Verfolgte Ärztinnen und Ärzte des Berliner Städtischen Gesundheitswesens (1933–1945). Eine biografische Datenbank, Rudolf Ehrmann (geschichte.charite.de, einges. 4.7.2018).Vgl. Yvonne Yvonne, Refugee Doctors and Dentists registered with the Medical Department, 1939, 2A.229.Vgl. Rudolf Ehrmann, physician, 84, dies. Former Bellevue professor treated Albert Einstein, in: New York Times, 23.12.1963, S. 25.Vgl. New York Times, 1.1.1949, S. 15.Dieter Hoffmann, Einsteins Berlin. Auf den Spuren eines Genies, Berlin, 2006, S. 170; Carl Seelig, Freundschaft mit Ärzten: Heinrich Zangger, Moritz Katzenstein, Hans Mühsam, Rudolf Ehrmann und Gustav Bucky, in: Carl Seelig (Hg.), Helle Zeit – dunkle Zeit. In memoriam Albert Einstein, Braunschweig 1986, S. 39–64, S. 40.Vgl. New York Times, 23.12.1963, S.25.Vgl. Ralf Forsbach/Hans-Georg Hofer, Internisten in Diktatur und junger Demokratie. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin 1933–1970, Berlin 2018, S. 194.Vgl. Isidor Fischer, Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre, Bd. I, Berlin u.a. 1932, S. 354.Vgl. Andreas D. Ebert, Jüdische Hochschullehrer an preußischen Universitäten (1870–1924). Eine quantitative Untersuchung mit biographischen Skizzen, Frankfurt a. M. 2008, S. 374, 451.

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